Rezension: Tanz mit dem Teufel – Heroin Chic von Maria Kjos Fonn

Wer Gleichgültigkeit für das Gegenteil von Liebe hält, hat niemals Heroin ausprobiert. Dope ist Liebe zur Gleichgültigkeit. Es ist nicht das Feuerzeug, das unter dem Löffel brennt, sondern die Asche danach.

Von außen betrachtet hat Elise eigentlich alles. Liebende Eltern, ein elfengleiches Aussehen und eine Stimme wie ein Engel. Und trotzdem fühlt Elise eine soghafte Leere in sich. Sie ist gelangweilt, möchte verschwinden und hört auf zu essen. Mit 16 wird sie vom pädophilen Chorleiter missbraucht. Der erste Kontakt mit Alkohol und Tabletten. Kurz darauf trifft Elisa ihre erste große Liebe, oder eher Lieben – den Musiker Joakim und Heroin. Der Tanz mit dem Teufel beginnt!

Ein Junkie wird immer mehr zu einer Art Fötus, grau und mager und total abhängig von der dünnen Schnur, die ihn am Leben hält. Nicht dass ich Junkie gewesen wäre, natürlich. Ich war Tinker Bell, die Heroin rauchte. Silberflügel und Silberpapier, eingehüllt in Sternenstaub oder Rauch, was war schon der Unterschied. Ich würde es schaffen. Ich könnte noch immer umkehren, es war schon zu spät.

Maria Kjos Fonn ist eine Sprachenkünstlerin. Sie schreibt verstörend schön über die dunkle Seite des Lebens. Schon in ihrem vorigen Roman „Kinderwhore“ gelang ihr dies mit Bravour. Die norwegische Autorin verarbeitete eigene Erfahrungen, die Heroin Chic in meinem Augen zu einem hervorragenden Anti-Drogen-Buch machen, das in einem Atemzug mit William S. Burroughs Junkie und Christiane Fs Wir Kinder von Bahnhof Zoo genannt werden kann.

Heroin Chic ist roh und brutal, es tut weh und überfordert und zeitgleich verwöhnt es dich mit Sätzen, die du einfach heiraten möchtest. Heroin Chic erzählt außerdem die Geschichte von einer ausdauernden Mutter, die bis zuletzt ein Zuhause für ihre verlorene Tochter bleibt. 

Du warst wohl immer eher Rock n Roll, sagt sie. Dunkler als deine Haare und deine Stimme. Ich wünschte, wir hätten das gesehen.

Ein grausam schöner Roman, den Maria Kjos Fonn mir direkt in mein Herz injiziert hat. Sehr eindrücklich und gekonnt übersetzt vom Norwegischen ins Deutsche von Gabriele Haefs. 

Erschienen im CultureBooks-Verlag
Klappenbroschur
Circa 220 Seiten
ISBN 978-3-95988-186-9

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